In meinem Betriebswirtschaftsstudium habe ich mich immer wieder darüber geärgert, dass wir nur das lernen, was schon seit Jahren gemacht werden – und kaum darauf gucken, was man in Zukunft besser machen könnte.
Jetzt bin ich selbstständig und setze mich immer mehr mit der Frage auseinander: Wie kann ich Business besser machen?
Klar, ich bin nur ein kleines Unternehmen, was aus genau einer Person – nämlich mir – besteht. Da stellt sich die Frage, wie viel mein Handeln da einen Unterschied macht. Aber irgendwo muss mensch ja anfangen. Und ich will anfangen.
Letzten Monat war der Beach Business Kongress von Lilli Koisser. Und das hat bei mir schon so einiges angestoßen. So viele vage Ideen, die ich hatte, haben plötzlich Bezeichnungen und Struktur bekommen. Und vor allem habe ich gemerkt: ich bin damit nicht allein.
Fragen, die bei mir oft rum schwirren sind:
🌿 Wie kann ich fair arbeiten? Und was bedeutet „fair“ für mich überhaupt?
🌿 Wie kann ich ethisch und menschlich mein Angebot vermarkten und verkaufen?
🌿 Wie kann ich eine Zusammenarbeit mit mir zugänglicher machen für Menschen mit weniger Privilegien?
🌿 Wie kann ich mein Business menschlich aufbauen – für mich und für meine Kund*innen? Und was heißt „menschliches Business“ für mich überhaupt?
Mir ist klar, dass all das große Fragen sind und es auf keine davon eine einfache Antwort geben wird. Aber der Prozess, in dem ich mich damit auseinandersetze, ist sehr spannend und lässt mich vieles hinterfragen. Vor allem die Dinge „die man halt so macht“.
Denn das hat mir schon mal eins deutlich gemacht: Business, wie wir es heute machen, wurde weitestgehend von weißen Männern geprägt – ohne große Berücksichtigung aller anderen. Und ohne Berücksichtigung anderer gelebter Erfahrungen als der von weißen Männern. 😅
Inzwischen habe ich mich so langsam mehr in das Thema rein gearbeitet. Ich möchte fairere Preismodelle ausprobieren. Ratenzahlung will ich ohne Zuschläge gestalten – denn Menschen mit weniger Einkommen (und Privilegien) sind oft auf diese angewiesen und sollten nicht mehr zahlen müssen, nur weil sie nicht reich genug sind.
In meinem Marketing will ich rücksichtsvoller sein – typische Marketingtaktiken und -aussagen mehr hinterfragen und ggf. ändern. Denn die wenigsten Dinge sind „nur eine Mindsetblockade“. Oft stecken da noch andere Erfahrungen hinter, von denen wir nichts wissen und die sich nicht so einfach weg manifestieren lassen.
Businessimpulse möchte ich mir von diverseren Menschen anhören. Weiße privilegierte Männer haben mir oft genug gesagt, dass ich nur härter arbeiten muss (Ich arbeite hart genug. Das muss reichen.) und weiße privilegierte Frauen, dass meine Herausforderungen nur Mindetblockaden sind und ich die einfach weg manifestieren soll (Klar spielt Mindest eine Rolle. Aber z.B. Trauma und vergangene Erfahrungen auch. Und die kann man nicht mal eben so weg manifestieren). So langsam finde ich diversere Stimmen, die auch ganz andere – und sehr spannende Impulse geben. (Und während ich das schreibe, merke ich, dass es mir immer noch unangenehm ist, Hautfarbe als Thema zu benennen. 😅)
Eine davon ist Rachel Turner. Letzten Monat habe ich an einem Kurs von Rachel über traumainformiertes launchen teilgenommen – und auch der hat so viel bei mir angestoßen.
Außerdem folge ich schon einer Weile Toi Smith, die immer wieder spannende Impulse zu Kapitalismus, weiß-sein und Rassismus gibt. Und der Intersektion all dieser Themen.
Auf Lillis Online Kongress habe ich Riccarda entdeckt. Ricarda hat „die gute Webseite“ gegründet und schreibt tolle Texte darüber, wie wir Business anders gestalten können. Diesen hier fand ich zum Beispiel toll: Website-Hilfe für Selbständige | Selbständigkeit ist politisch: Vom Nutzen unserer Spielräume. (diegutewebsite.de) . Und auf dem persönlichen Blog schreibt Ricarda auch tolle Texte, zum Beispiel darüber, wie viel eigentlich genug ist.
Vieles ist mir noch unklar. Aber ich weiß, dass ich Dinge anders machen möchte. Das ich mein Business anders gestalten möchte, „als man das eben so macht“. Und das wird natürlich nicht von heute auf morgen gehen. Und nicht alles, was ich ausprobiere, wird auch funktionieren. Und das ist ok. Die Denkprozesse sind losgetreten. Und jetzt schaue ich mal, wo das hin geht.
Ich glaube ehrlich nicht, dass die Art, wie Business aktuell gemacht wird, langfristig für uns oder für unsere Umwelt gut ist. Deshalb gibt es für mich nur eine Option: versuchen, es besser zu machen. Und es ist ok, dass das ein Prozess ist. Und dass dabei Sachen schief gehen werden.
So, und jetzt bin ich mal gespannt: hast du dich mit den Themen schon mal auseinandergesetzt? Was findest du davon spannend? Was schwierig? Was sind deine Impulse dazu? Schreib es gerne in die Kommentare – ich freue mich auf die Konversation.
Christiania Stieghorst says
Weiter so! Dran bleiben . Ich habe einen Beitrag mit Ulrike Herrnann (Wirtschaftsjournalistin bei der taz) gesehen. Das alles ist so unendlich vielschichtig und herausfordernd.
Grenzen des Kapitalismus aus ihrer Sicht sind die Umwelt/Klimakrise und zum andern die Rohstoffe, die nicht unendlich vorhanden sind. BSP. Zinn und seine gruselige Gewinnung, nur ein Beispiel für viele.
Paula Letrah Marketing says
Ja, das ist es in der Tat. Je mehr ich mich damit auseinander setze, desto mehr sehe ich, wie umfangreich das alles ist. Spannend und gleichzeitig auch frustrierend. Aber dran bleiben werde ich auf jeden Fall – sonst ändert sich ja nichts. Und das ist für mich keine Alternative.
MOnika Adamczyk says
Liebe Paula,
spannend und auch für ich aktuell!
Menschlich, fair und gleichzeitig gutes Geld verdienen, um gut zu leben.
Das ist mein Thema. Wie kann ich gut verständlich verschiedene Preise anbieten, zum Beispiel im Business und privaten Bereich. Und wie kann ich Menschen meine Begleitung, mein Coaching anbieten für „weniger“ Geld oder einen anderen Energie-Ausgleich OHNE diese Menschen in eine Schublade zu stecken „wenn Du weniger Geld hast“ oder „wenn Du Dir das leisten kannst, dann zahlst Du das oder wenn Du Dir monatlich nur das leisten kannst, dann zahlst Du diesen geringeren Betrag“.
Danke Dir für Deinen Blog-Artikel!
PS. Ich liebe Ricardas Wirken!!!
Lieben Gruß
Monika Adamczyk
http://www.Monika-Adamczyk.de
Paula Letrah Marketing says
Liebe Monika,
Vielen lieben Dank für deine Gedanken dazu! Ich habe das so gelöst, dass ich ein günstigeres Angebot im Gruppenformat habe, und ein teureres als 1:1. Und wer auf mich zukommt, mit dem gehe ich auch immer gerne ins Gespräch und schaue, was dort für diejenige/denjenigen machbar ist. Es ist und bleibt ein Prozess!
Und ja, ich liebe Ricardas Wirken auch!
Viele Grüße zurück,
Paula